(11:13)
Tore
Team-Quoten:
Knappe 27:29-Niederlage: Gieriger HSVH bringt Recken trotz Personalnot in Schwierigkeiten
Der Handball Sport Verein Hamburg hat sein Nachholspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf am Donnerstagabend mit 27:29 verloren. Dank einer herausragenden kämpferischen Leistung lag der dezimierte HSVH bis kurz vor Schluss in Führung, unterlag am Ende aber knapp. Den Hamburgern fehlten 13 Akteure, so dass nur sieben Profi-Spieler und vier A-Jugendliche in Hannover auflaufen konnten.
Mit einer 27:29-Niederlage im Gepäck aber mit erhobenem Haupt kehrt der Handball Sport Verein Hamburg von seiner Reise zur TSV Hannover-Burgdorf zurück. Das Nachholspiel vom 19. Spieltag fand wegen akuter Personalnot bei den Hamburgern unter denkbar schlechten Vorzeichen statt. Gleich 13 Akteure standen Trainer Torsten Jansen wegen Verletzung, Krankheit oder Corona-Infektionen nicht zur Verfügung. Unter anderem fehlte das etatmäßige Torhüter-Duo um Johannes Bitter und Jens Vortmann, die Handball-Bundesliga hatte im Vorfeld aber trotzdem einen Antrag auf Verlegung abgelehnt. So machten sich die Hamburger mit elf Spielern und einem einsatzbereiten Co-Trainer auf den Weg nach Hannover: Neben sieben gesunden Profis liefen mit Mats Quardfasel, Max Niemann, Alex Most und Alexander Pinski vier U19-Spieler vor den 2.954 Zuschauern in der ZAG Arena auf und kamen zu ihren ersten Einsatzminuten in der LIQUI MOLY HBL.
HSVH spielt überragende erste Halbzeit
Der HSVH wollte trotz der schwierigen Umstände aber das Beste aus der Partie gegen die Recken machen. Trainer Torsten Jansen musste kreativ werden, da ihm kein etatmäßiger Kreisläufer, Mittelmann oder Rechtsaußen zur Verfügung stand. Die Startformation der Hamburger hat es deshalb so in dieser Form noch nie gegeben: Rückraumshooter Finn Wullenweber musste auf der Spielmacher-Position ran, Tobias Schimmelbauer am Kreis. Auf Rechtsaußen startete der 19 Jahre alte Mats Quardfasel aus der U19, da Frederik Bo Andersen auch noch positiv auf Corona getestet wurde und nicht mit nach Hannover fahren konnte. Azat Valiullin startete im linken, Nicolai Theilinger im rechten Rückraum und Casper Mortensen auf Linksaußen. Auf der Bank hatte auch Co-Trainer Blazenko Lackovic sein Trikot untergezogen. Im Tor stand beim HSVH Jonas Maier, der in der ersten Halbzeit zu einem enorm wichtigen Faktor für den HSVH wurde.
Hannover hatte den ersten Ballbesitz im Spiel und setzte gleich den ersten Wurf neben das Tor – ein Vorgeschmack für die vielen einfachen Fehler, die die Hannoveraner in diesem Spiel machen sollten. Casper Mortensen konnte so per Siebenmeter den ersten Treffer im Spiel zum 0:1 (2. Minute) erzielen. Beim Stand von 2:2 ermöglichte Jonas Maier mit seiner ersten Parade die Chance auf das 2:3, das Mats Quardfasel erzielte, nachdem er in der Abwehr den Ball klaute und ins leere Tor seinen ersten Bundesliga-Treffer markierte (7.). Ein weiterer Ball-Klau von Azat Valiullin, der Casper Mortensens 2:4 (10.) einleitete, und ein Gegenstoßtor von Quardfasel nach Maier-Parade brachten beim Stand von 2:5 eine frühe und durchaus unerwartete Drei-Tore-Führung der Hamburger. Das Jansen-Team agierte gallig und entschlossen und ließ die Recken mit dieser aggressiven Gegenwehr überhaupt nicht ins Spiel kommen.
Bis zur 15. Minute behaupteten die Hamburger die Drei-Tore-Führung, erst ein Doppelschlag von Hannovers bestem Torschützen Ivan Martinovic (17. und 18. Minute) führte zum 7:8. Als dann TSV-Keeper Urban Lesjak auch noch den nächsten Wurf von Finn Wullenweber halten konnte, war es Jonas Maier, der mit einer Parade den Ausgleich verhindern konnte und Casper Mortensen zum Gegenstoß schickte, der das 7:9 (19.) machte. Auch beim Stand von 9:10 nahm Maier noch einmal einen Wurf zum Ausgleich weg (24.) und wehrte in der 26. Minute bei 9:11 sogar einen Siebenmeter ab. So blieb der HSVH vorne, obwohl er durch Quardfasel und Mortensen auch zweimal an Lesjak scheiterte. Als Lesjak dann einen Distanz-Wurf meterweit neben das leere HSVH-Tor warf, holte Max Niemann im Gegenzug in Unterzahl einen Siebenmeter raus, den Casper Mortensen zum 9:12 (27.) verwandelte. Wenig später gelang Niemann mit seinem zweiten Treffer des Tages das 10:13 (30.). Bereits in der 14. Minute hatte er sein Premieren-Tor geworfen (zum 4:7). Zur Pause stand es 11:13, der HSVH überzeugte auf ganzer Linie und stellte das Team von Trainer Christian Prokop vor eine enorm schwierige Aufgabe. Jonas Maier hatte zur Pause eine herausragende Quote von 42 Prozent gehaltener Bälle vorzuweisen.
HSVH kämpft weiter, macht aber zunehmend mehr Fehler
Auch in der zweiten Halbzeit blieb der HSVH giftig, witterte nun tatsächlich eine Chance, aus der ZAG Arena Punkte zu entführen. Es schlichen sich aber nach und nach mehr Fehler ins Offensivspiel der Hamburger ein. Immer häufiger wurde offensichtlich, dass die Spieler in dieser Formation nicht eingespielt sind und auf teils ungewohnten Positionen agieren. Und bei der dünnen Personaldecke und der dargebotenen Energieleistung ließen natürlich nach und nach die Kräfte nach. Doch Hannover schaffte es vorerst nicht, die Oberhand im Spiel zu gewinnen. Beim Stand von 14:15 (35.) und 15:16 (37.) waren die Recken zwar bis auf ein Tor dran, Nicolai Theilinger (15:17, 40.) und Finn Wullenweber (15:18, 41.) erhöhten den Vorsprung aber wieder auf drei Treffer. Hannover unterliefen im Angriff ebenso leichte Ballverluste wie dem HSVH.
Auch bei 18:21 (46.) hielt der HSVH die Recken weiter auf Abstand, musste dann aber drei schnelle Tore der Hausherren hinnehmen: Nach dem 19:21 (47.) durch Hannover scheiterte Casper Mortensen mit einem Wurf aus dem Rückraum (47.) und die Recken erzielten im Gegenzug auch das 20:21 (48.). Wegen einer Bewegung durch den Kreis pfiff das Schiedsrichter-Duo auch den nächsten HSVH-Angriff ab, Hannovers Martinovic gelang anschließend das 21:21 (49.) – der erste Ausgleich seit dem 2:2 in der 4. Minute. Das Spiel war nun wieder völlig offen, Hannover war aber besser in Schwung. Daran änderte auch eine Auszeit von Trainer Jansen nichts (49.). Bis zum 24:24 legte der HSVH jeweils vor, Hannover zog nach. Als dann in der 54. Minute aber Mats Quardfasel an Domenico Ebner im TSV-Tor scheiterte und Tobias Schimmelbauer den Abpraller nur an den Pfosten warf, ging Hannover erstmals in Führung. Ilija Brozovic traf zum 25:24 (55.).
Ebner wurde in den Schlussminuten zu einer schweren Prüfung für den HSVH, wehrte in der entscheidenden Phase vier Bälle ab und verhalf Hannover somit zur Vorentscheidung. Erst erzielte die TSV das 26:24 (56.) und 27:24 (57.) und nach einer erneuten Ebner-Parade das 28:24 (58.). In der Schlussminute konnte sich auch Alexander Pinski im HSVH-Tor noch auszeichnen und wehrte den einzigen Wurf, der auf sein Tor kam, ab, die Tore von Finn Wullenweber zum 29:26 (59.) und Casper Mortensen zum 29:27 (60.) waren aber nur noch Ergebniskosmetik.
Furioser Auftritt wird nicht belohnt
So musste sich der HSVH nach furiosem Kampf ganz knapp geschlagen geben und brachte die Recken an den Rand einer Niederlage. Erst in den letzten Minuten des Spiels konnten die Hamburger ihre leidenschaftliche Gegenwehr nicht mehr aufrechterhalten und die mögliche „Blamage“, wie Recken-Trainer Christian Prokop es nach dem Spiel beschrieb, blieb den Hannoveranern erspart. So überwog nach dem Spiel der Stolz auf die gezeigte Leistung und auf die eigenen U19-Spieler über die Enttäuschung wegen der abgelehnten Spielverlegung. Für Hannover können die zwei gewonnen Punkte im Abstiegskampf noch sehr wertvoll werden. Der HSVH tritt im Kampf um den Klassenerhalt auf der Stelle, hat sich aber sehr beachtlich verkauft und mit allen Mitteln versucht, ein fast aussichtsloses Spiel bestmöglich zu bestreiten.
Ich gratuliere Hannover freundlich zu zwei Punkten. Ansonsten kann ich heute nur meine Mannschaft loben. Das war über ganz weite Strecken genau das, was wir uns vorgenommen hatten und was hier im Bereich des Möglichen war. Dass es dann sogar fast dazu reicht, eventuell sogar zu punkten, hätte ich nicht für möglich gehalten. Leider haben wir es nicht geschafft, das Spiel über die Ziellinie zu bekommen. Torsten Jansen
SPIEL-STATISTIK
HAMBURG: Maier (10 Paraden), Pinski (1) – Mortensen (10 Tore/3 per Siebenmeter), Theilinger (5), Valiullin (3), Niemann (3), Quardfasel (2), Wullenweber (2), Schimmelbauer (2), Most, Späth, Lackovic (n.e.)
Max Niemann:
Tore