Zwischen Vergangenheit und Gegenwart – Johannes Bitter

Johannes Bitter ist der große Rückhalt des Handball Sport Verein Hamburg. Beim Spiel gegen den SC Magdeburg geht es gegen seinen alten Verein, bei dem seine Karriere so richtig Fahrt aufnahm.

Zwischen 2003 und 2007 stand Johannes Bitter als junger Torwart zwischen den Pfosten des SC Magdeburg. Ein Jahr vor seiner Zeit gewann der SCM zum letzten Mal die Champions League und im Jahr 2001 zuletzt die deutsche Meisterschaft – läuft alles nach Plan kann der SCM in dieser Saison nach mehr als 20 Jahren wieder nach der Meisterschale greifen.

Spuren hinterlassen

Doch auch in den vier Jahren in denen Johannes Bitter das Tor der Magdeburger hütete, feierte der SCM große Erfolge, an die er sich gerne zurückerinnert: „Es gibt unzählige Momente, auf die ich gerne zurückschaue, weil Magdeburg wirklich eine geile Zeit war. Alfred Gislason hat mich damals ins kalte Wasser geworfen und so zum Bundesliga-Torwart gemacht. Das hat mir sehr viel gegeben. Selbstverständlich erinnere ich mich auch gerne an unseren Titelgewinn im EHF-Cup. Die Feier auf dem Rathausmarkt war einmalig“. Bitter verabschiedete sich mit einem Titel aus Magdeburg und schloss sich anschlie- ßend dem HSV Handball an.

Erste Eindrücke von der gewaltigen Kulisse in Magdeburg sammelte Bitter bereits vor seinem Start beim SCM. Bitter war auf Wohnungssuche in Magdeburg und beobachtete anschließend als Zuschauer die Verabschiedung von vielen Mag- deburger-Legenden: „Ólafur Stefánssons letzter Auftritt vor dem tollen Publikum in Magdeburg werde ich nie vergessen. Seine Verabschiedung war Gänsehaut pur. Aber auch an meine eigene Verabschiedung dort erinnere ich mich gerne zu- rück, da hat man schon gemerkt, dass man da ein paar Spuren hinterlassen hat. Den SCM und seine tollen Fans werde ich sicher nie vergessen“.

Langjährige Weggefährten

Wenn der Handball Sport Verein Hamburg auf den SC Magdeburg trifft, ist vom SCM aus Bitters Zeit nicht mehr viel über. Auf einen alten Weg- gefährten beim SCM trifft Johannes Bitter jedoch noch: Bennet Wiegert. Mit dem heutigen Trainer der Magdeburger spielte Bitter in seiner ersten Saison für den SCM zusammen, anschließend verließ Wiegert den SCM in Richtung Wilhelmshaven – woher Bitter zuvor kam. Der Kontakt der beiden ist nie abgebrochen. Zwar sehen sie sich selten, aber die beiden kennen sich seit mehr als 20 Jahren und spielten bereits zusammen in der Jugend-Nationalmannschaft. Als Bitter zum SCM kam, konnte sich Wiegert bereits Champions-League-Sieger nennen. Das Wiegert heute als Trainer mit dem SCM an die Erfolge von damals anknüpfen kann, war zu dieser Zeit noch nicht abzusehen, gesteht Bitter: „Wir haben in so jungen Jahren zusammengespielt, ich glaube, dass da noch überhaupt nicht abzusehen war, in welche Richtung sich unsere Karrieren entwickeln. Mich freut es aber sehr, was er jetzt für einen großen Einfluss auf den SCM, die Stadt und die ganze Region hat. Benno hat sich europaweit zu einem Top-Trainer entwickelt. Er hat meinen allergrößten Respekt und ich wünsche ihm, dass er das jetzt mit dem Meistertitel krönt – wenngleich wir ihm da natürlich gerne noch ein Bein stellen wollen“.

„Magdeburg atmet den Sport“

Mit dem SCM blieb Johannes Bitter der Gewinn der deutschen Meisterschaft verwehrt, diesen Titel erkämpfte er sich erst einige Jahre später mit dem HSV Handball. Er weiß also wie sich so ein Titelgewinn anfühlt und in was für eine Atmosphäre so ein Erfolg eine ganze Stadt versetzen kann. Der SCM
hat aktuell sechs Punkte Vorsprung (Stand: 18.05.2022), die Chan- cen stehen also gut, dass Magdeburg zum ersten Mal seit 2001 wieder eine deutsche Meisterschaft feiern kann. Unter Um- ständen ist das bereits nach dem Spiel gegen den HSVH der Fall, denn sollte der THW Kiel im Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt verlieren, kann sich der SCM mit einem Sieg über die Hamburger zum Meister küren.

Was dann in Magdeburg los ist, kann sich Bitter bestens ausmalen: „Magdeburg ist eine absolute Sportstadt, das merkst du dort in jeder Sekunde. Als der SCM vor ein paar Wochen im DHB-Pokal- finale stand und der FC Magdeburg den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert hat, stand die Stadt Kopf. Die Stadt atmet den Sport und der SCM ist da ein großes Zugpferd. Vor allem wenn man be- trachtet, was da in den letzten 20 Jahren los war. Es gab viele Unruhen, es gab wirtschaftliche Prob- leme und wenn man dann sieht, wohin der Verein sich entwickelt hat und wie die Verantwortlichen den Club in ruhiges Fahrwasser gebracht haben, ist das sehr beeindruckend und der Titelgewinn die Konsequenz der großartigen Arbeit“.

Befreit aufspielen

Der Handball Sport Verein Hamburg hingegen hat andere Ziele und ist von möglichen Titel- gewinnen ein großes Stück entfernt. Mit dem Klassenerhalt hat die Mannschaft von Torsten Jansen ihr Saisonziel frühzeitig erreicht und kann nun befreit aufspielen. Zu welchen Leistungen das Team um Bitter, Weller, Mortensen und Co. dann in der Lage ist, zeigte sie im Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen. An Motivation mangelt es bei keinem und schon gar nicht beim 39-Jähri-
gen: „Wir wollen uns weiter belohnen und Extra- punkte sammeln. In Göppingen gewinnen nicht viele Mannschaften und mit so einer kämpferi- schen Leistung wie gegen Frisch Auf, können wir auch den SCM ärgern. Magdeburg ist sicherlich eine von den Mannschaften, die wir nur an sehr wenigen Tagen schlagen können, aber wer weiß, vielleicht ist das heute so ein Tag“.