(13:19)
Tore
Team-Quoten:
29:34-Pleite gegen Balingen-Weilstetten – HSVH ohne Siegchance nach verpatzter erster Halbzeit
Der Handball Sport Verein Hamburg hat sein Nachholspiel vom 22. Spieltag der LIQUI MOLY HBL mit 29:34 (13:19) gegen HBW Balingen-Weilstetten verloren. Die Hamburger waren gegen den Tabellenvorletzten völlig neben der Spur und lagen schon nach 18 Minuten mit zehn Toren zurück. Zwar wurde die Leistung in der zweiten Halbzeit etwas besser, der Rückstand war nach der desaströsen Anfangsphase aber bereits zu groß.
Mit der Euphorie des überzeugenden Sieges gegen die Rhein-Neckar Löwen im Rücken hat der Handball Sport Verein Hamburg am heutigen Sonntag HBW Balingen-Weilstetten in der Sporthalle Hamburg empfangen. Doch das Duell gegen den Tabellenvorletzten von der Schwäbischen Alb verloren die Hamburger nach schwacher Leistung vor 2.885 Zuschauern deutlich mit 29:34 und die Euphorie war schon zu Beginn schnell verflogen. Der HSVH war gegen Balingen in allen Belangen unterlegen und präsentierte sich in den ersten 20 Spielminuten komplett gegensätzlich zur Top-Leistung am vergangenen Donnerstag gegen die Löwen: verunsichert, schwach und offensiv völlig von der Rolle. So kam Balingen in der ersten Halbzeit zu einem einfachen Gegenstoßtor nach dem nächsten und war schon nach 15 Minuten mit neun Treffern in Führung.
Zwar konnte das Team von Trainer Torsten Jansen die zweite Halbzeit nach 13:19-Pausenrückstand mit einem Tor für sich entscheiden (16:15 in der zweiten Hälfte), den hohen Rückstand aus der ersten Hälfte konnte der HSVH aber nicht wieder einholen. Trainer Jansen war nach dem Spiel und dem Auftreten derart bedient, dass er seinem Team den freien Montag strich und stattdessen zum Training bittet.
Tissier muss nach der ersten Aktion verletzt raus
Die Personallage beim HSVH war schon vor dem Spiel angespannt: Neben Lukas Ossenkopp, Thies Bergemann, Thore Feit und Jan Kleineidam musste Jansen mit Kapitän Niklas Weller auf einen seiner absoluten Leistungsträger verzichten, der sich am Donnerstag einen Bänderriss zugezogen hatte. Auch Keeper Jens Vortmann musste sich aufgrund eines Corona-Verdachts von der Mannschaft fernhalten und stand nicht zur Verfügung. Jonas Maier bildete mit Johannes Bitter das Torwart-Duo, das von seinen Vorderleuten aber viel zu oft im Stich gelassen wurde und kaum Einfluss auf den Spielverlauf nehmen konnte.
Zu allem Überfluss verletzte sich dann noch Spielmacher Leif Tissier in der ersten Angriffsaktion der Hamburger. Nach Balingens 0:1 (1.) wollte Tissier im Angriff einen verlorenen Ball für sein Team retten und zog sich dabei eine Verletzung an der linken Schulter zu, die ihn nach nicht einmal zwei Minuten aus dem Spiel nahm. Dominik Axmann ersetzte Tissier, erzielte auch prompt das 1:1 (2.), Jansen musste aber umplanen und zum ersten Mal seit 2016 ohne Weller und ohne Tissier auskommen.
Bis zu Axmanns Tor zum 3:4 (8.) hatte Balingen zwar schon in mehreren Aktionen das Glück auf seiner Seite, der HSVH war aber noch immer im Spiel. Die dann folgenden Minuten waren für die Hamburger zum Vergessen: Entweder brachte sich der HSVH durch einfache Fehler selbst um den Ballbesitz oder HBW-Keeper Mario Ruminsky konnte parieren. So zogen die Gäste schon früh Tor um Tor weg und nutzten die Fehler der Hamburger für mehrere leichte Gegenstoßtore, so dass Jansen beim Stand von 4:9 (13.) das erste Mal die Auszeit-Karte auf den Tisch knallte.
HSVH fängt sich ein Gegenstoßtor nach dem nächsten
Doch der HSVH war auch danach noch völlig von der Rolle und Jansen nahm drei Tore und zwei Minuten später gleich noch eine Auszeit (15.). Sein Team war nun schon mit 4:12 im Hintertreffen und lud die Gäste durch verpatzte Anspiele förmlich zum Torewerfen ein. Jonas Maier kam nun für Bitter ins Tor, der bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige Parade verzeichnen konnte, weil die Balinger viel zu häufig alleine vor seinem Tor auftauchten. Auch der erste Angriff nach der Auszeit führte nach Fehlwurf von Jan Forstbauer wieder zu einem einfachen Gegenstoßtreffer zum 4:13 (15.). Dieses Tor war der Schlusspunkt eines schmerzlichen 1:9-Laufs (8. bis 15.) aus Hamburger Sicht. Zwar konnte Jan Forstbauer in der 16. (5:13) und 17. Minute (6:14) zwei Hamburger Angriffe erfolgreich zu Ende bringen, als HBW dann aber den nächsten HSVH-Ballverlust wieder mit einem schnellen Gegenstoßtor zum 6:16 (18.) bestrafte, war der HSVH schon sehr früh im Spiel mit zehn Toren in Rückstand und stand am Rande einer Blamage.
Zum Ende der ersten Halbzeit berappelten sich die Hamburger dann ein wenig. Endlich gelangen Defensivaktionen, die leichten Ballverluste im Angriff wurden endlich weniger und der HSVH erkämpfte sich im Abwehrverbund gleich mehrfach den Ball, konnte daraus aber nicht immer Profi schlagen. Und endlich gelang es mal, einen langen Pass von HBW abzufangen und in den Schlussminuten von Durchgang eins konnte auch Johannes Bitter endlich zwei Bälle abwehren. So gestaltete der HSVH den Spielstand bis zur Pause zumindest etwas erträglicher und ging mit einem 13:19-Rückstand in die Kabine. Dass Dominik Axmann nach Ablauf der Zeit noch einen Balinger Spieler versehentlich mit einem Freiwurf im Gesicht traf, war sinnbildlich für eine verkorkste erste Hälfte.
Bitter sorgt noch kurz für Hoffnung – Aufholjagd erfolglos
Nach der Pause gehörte Hamburg das erste Tor: Philipp Bauer verkürzte auf 14:19 (31.). Und nach einer Bitter-Parade beim Stand von 15:20 bot sich Casper Mortensen sogar die Chance, sein Team wieder auf vier Tore heran und damit wieder zurück ins Spiel zu bringen. Doch HBW-Keeper Ruminsky wehrte Mortensens Versuch aus ganz schwerem Winkel ab und ebnete seinem Team den Weg zu einem nächsten 4:0-Lauf, der HBW mit 15:24 (37.) nach vorne brachte. Der HSVH verfiel wieder in die Muster der ersten Halbzeit und schenkte den Ball zu leicht her.
Bitter sorgte dann für ein bisschen Hoffnung beim HSVH. Vier Balinger Würfe am Stück wehrte der 39-Jährige ab (39. bis 41.), so dass der HSVH wieder auf 18:24 (41.) herankommen konnte. Erst per Siebenmeter zum 18:25 (42.) wurde Bitter wieder bezwungen. Dieser Sechs-Tore-Abstand hatte Bestand bis Frederik Bo Andersen beim Stand von 21:27 mit einem Gegenstoß an Ruminsky scheiterte (47.), Balingen dann auf 21:28 stellte und das Ergebnis nach zwei Fehlwürfen von Azat Valiullin sogar auf 21:29 (48.) und 21:30 (49.) hochschraubte. Jansen nahm jetzt noch eine Auszeit, um sein Team für die Schlussphase einzustellen.
Und tatsächlich bäumten sich die Hamburger noch einmal auf, auch wenn der Sieg schon in aussichtsloser Ferne war. Andersen (49., 22:30), Mortensen (51., 23:30) und Valiullin (53., 24:30) machten nach der Auszeit schnell drei Tore gut, die Zeit lief dem HSVH aber davon. Weil Bitter nochmal HBW-Angriffe abwehren konnte, verkürzten auch Theilinger (54., 25:31) und Mortensen (55., 26:31) noch weiter und Philipp Bauer donnerte den Ball mit Wut im Bauch sogar zum 27:31 (56.) ins Netz, so dass der HSVH nur noch vier Tore zurücklag – leider war das viel zu spät. Als Mortensen dann erst etwas kopflos aus dem Rückraum warf und dann Theilingers nächster Versuch am Tor vorbei ging, konnte HBW zum 27:33 (58.) treffen und sich über sichere zwei Punkte freuen. Das Spiel endete beim Stand von 29:34.
Nächstes Spiel erst in elf Tagen
Dass der HSVH sich in der ersten Halbzeit nicht erstligareif präsentierte, sorgte nach dem Spiel bei Trainer Jansen für schlechte Stimmung. Jansen setzte spontan für Montag eine zusätzliche Trainingseinheit an, um die Partie gegen den Vorletzten aufzuarbeiten. Denn der HSVH nimmt diese Pleite nun mit ins Oster-Wochenende, wo kein Spiel auf dem Programm steht. Es dauert also elf Tage, bis der HSVH die Chance bekommt, wieder eine gute Leistung auf die Platte zu bringen. Erst am 21.04. steht das Nachholspiel bei der TSV Hannover-Burgdorf an. Dort nehmen die Hamburger wieder zwei Punkte ins Visier, denn durch die Niederlage gegen Balingen ist der Abstand auf die Abstiegsplätze auf neun Punkte geschmolzen, Balingen hat durch den doppelten Punktgewinn sogar den Sprung über den Strich geschafft. Der Klassenerhalt ist also noch nicht in trockenen Tüchern und weitere Punkte sollen schnellstmöglich her.
Ich bin ziemlich bedient. Das ging heute in der ersten Halbzeit schon ein bisschen ins Peinliche, als wir sieben Gegenstoßtore aus der ersten Welle bekommen. Das war heute kein guter Tag für uns und ich bin maßlos enttäuscht. Die Pause freut mich jetzt überhaupt nicht. Nach so einem Spiel würde ich am liebsten morgen gleich wieder spielen. Torsten Jansen
SPIEL-STATISTIK
HAMBURG: Bitter (8 Paraden), Maier – Wullenweber (5), Theilinger (4), Mortensen (4), Axmann (3), Bauer (3), Forstbauer (3), Valiullin (3), Andersen (2), Späth (2), Tissier, Schimmelbauer, Gertges (n.e.)
Finn Wullenweber:
Tore