„Das ist in meinen Augen ein ganz starkes Zeichen“ – Toto Jansen im Interview
Wir haben mit HSVH-Trainer Torsten „Toto“ Jansen über die aktuelle und etwas andere Vorbereitung gesprochen. Dabei ging es unter anderem um seine Trainingsphilosophie und die Zusammenarbeit mit Athletiktrainer Philipp Winterhoff. Von den Handball-Fans in Hamburg ist der Coach fasziniert.
Wenn man ab und zu beim morgendlichen Krafttraining vorbeiguckt, sieht man zum einen die Jungs mit unserem Athletiktrainer Philipp „Pipo“ Winterhoff die Gewichte stemmen. Wenn man seinen Blick aber schweifen lässt, sieht man zum anderen aber auch dich auf dem Ergometer deine imaginären Runden drehen. Wie wichtig ist dir körperliche Fitness?
Jansen: Ich glaube, dass körperliche Fitness die Basis unseres Sports ist. Auch wenn es immer hier und da Verbesserungspotenzial gibt, können unsere Jungs natürlich Handball spielen. Wenn du aber zwei Mannschaften hast, die im Sportlichen gleich auf sind, dann kann die körperliche Fitness den entscheidenden Ausschlag geben. Außerdem geht es auch um Verletzungsprophylaxe. Ein starker Muskel kann natürlich vor Verletzungen schützen und ein Profisportler sollte immer das, was er beeinflussen kann, ob es physische oder auch psychische Aspekte sind, maximal beeinflussen.
Inwieweit ist Pipo da eine Bereicherung für den Verein?
Pipo kann das Ganze losgelöst vom Handball sehen und anhand qualitativer Werte analysieren. Er bringt auf jeden Fall weitere Erfahrungswerte und neue Erkenntnisse ins Team. Dahingehend ist er auf jeden Fall eine Bereicherung für uns und bringt uns als Mannschaft noch einmal auf ein höheres Level. Unsere Aufgabe ist es, dass wir uns so abstimmen, dass wir gemeinsam die optimalen Reize setzten, sei es im Athletiktraining oder im Mannschaftstraining. Ich habe natürlich meine gewissen Vorstellungen, und da versuchen wir uns so gut es geht zu ergänzen.
Was sind für dich als Trainer die wichtigsten Aspekte im Training?
Das kommt immer darauf an, welche eigene Philosophie man selber fährt. Ohne jetzt zu viel zu verraten: Ich bin immer ein Fan eines schnellen Spiels, schnellem Umschalten und von einer sehr guten Abwehr. Dafür haben wir genau die richtigen Spielertypen, die gerade in der zweiten Welle sehr gute Entscheidungen treffen können.
Würdest du sagen, dass sich deine Philosophie in den wenigen Jahren als Trainer verändert hat?
Ich glaube, die ist ständig im Wandel. Ein sauberes und stabiles Grundgerüst ist aber immer gut. Der Auftritt zum Ende der letzten Saison entsprach schon so ziemlich dem, was mir vorschwebt. Natürlich gibt es immer Sachen zu verbessern aber dafür haben wir zum größten Teil Jungs dabei, die noch in der Entwicklung sind und schon jetzt eine wichtige Rolle im Team einnehmen.
Wie ist die Vorbereitung aus deiner Sicht bis jetzt gelaufen?
Wir haben natürlich zu ungewöhnlichen Zeitpunkten der Vorbereitung gegen höherklassige Mannschaften wie Berlin oder Hannover-Burgdorf gespielt. Die zeigen einem dann ganz schön schnell, wo man noch Verbesserungspotenzial hat. Von daher würde ich anhand dieser Ergebnisse keine Tendenz zur Saison abgeben wollen – da muss man immer ein wenig vorsichtig sein.
Wo steht die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt?
Die Jungs sind natürlich jetzt in einem Bereich, in dem sie sehr müde sind, da wir eine sehr lange Vorbereitung haben, die fast vier Wochen länger ist als eine „normale“ Vorbereitung. Daher haben wir jetzt auch eine Woche Pause vom Handballtraining eingeräumt und die Jungs machen ein paar individuelle Sachen oder sogar mal ein paar Tage nichts. In der nächsten Woche geht es dann mit zwei Testspielen weiter. Wir sind auf einem guten Weg.
Wie blickst du auf die kommende Saison, die ja genau wie die Vorbereitung ein wenig anders verlaufen wird?
Mit einem großen Maß an Ungewissheit. Bis jetzt weiß noch niemand, ob wir mit oder ohne Zuschauer spielen. Wir versuchen uns auf unser Training und die taktischen sowie athletischen Schwerpunkte zu konzentrieren. Alles andere können wir schwer beeinflussen, aber es ist für alle Mannschaften die gleiche Situation. Wir haben alle mit denselben Voraussetzungen zu kämpfen, dahingehend ist es nicht anders, als in anderen Spielzeiten auch. Auch, wenn es Unterschiede gab, wann wer wieder trainieren durfte.
Was hat dir in der Vorbereitung bis jetzt am besten gefallen?
Wenn ich jemanden lobe, dann mache ich das intern. Ich würde niemals nach außen sagen, dass mir die und die Situation mit dem und dem Spieler am meisten Freude bereitet hat. Trotzdem kann ich sagen, dass die Trainings- und Lernbereitschaft enorm hoch ist. Der eine kann das schneller adaptieren und der andere braucht manchmal ein wenig länger dafür. Das ist aber gar nicht schlimm, denn wenn jemand länger braucht, dann ist es oft auch nachhaltiger.
Mein schönster Moment der Vorbereitung ist gar nicht sportlich: Ich habe heute morgen mit jemandem gesprochen, der eine Dauerkarte bestellt hat. Da wurde überhaupt nicht geklagt oder dem Verein Vorwürfe gemacht, warum bestimmte Sachen noch nicht klar sind, sondern ganz im Gegenteil. Er sagte, dass er eine Herz-Dauerkarte gekauft hätte und wenn er bestimmte Spiele nicht sehen könne, wäre das nicht schlimm. Er wolle mit der Dauerkarte den Aufbau des Vereins unterstützen. Das fand ich eine krasse Aussage. Unsere Fans zeigen Solidarität, ohne das groß zu verkünden. Da werden keine großen Transparente angefertigt, sondern sie unterstützen die Entwicklung der Jungs und des gesamten Vereins, indem sie eine Herz-Dauerkarte erwerben und das ist in meinen Augen ein ganz starkes Zeichen!