Blick hinter die Kulissen – das macht Athletiktrainer Philipp Winterhoff
Seit dem Neustart im Jahr 2016 entwickelt sich der Handball Sport Verein Hamburg kontinuierlich weiter. Für die Fans und Beobachter wird dies vor allem auf der Platte sichtbar. Drei Aufstiege hat der HSVH seitdem gefeiert und im Sommer souverän den Klassenerhalt in der LIQUI MOLY HBL geschafft. Doch diese bemerkenswerte Entwicklung beinhaltet auch viel harte Arbeit hinter den Kulissen.
Philipp Winterhoff
So besteht das Trainer-Team des HSVH eben nicht nur aus Chef-Trainer Torsten Jansen und seinem Co Blazenko Lackovic. In der tagtäglichen Arbeit mit Kapitän Niklas Weller und Co. spielt auch Athletiktrainer Philipp Winterhoff eine sehr wichtige Rolle. Seit Sommer 2020 fungiert der 33-Jährige als Athletiktrainer der Hamburger und sorgt in dieser Position vor allem für die Leistungsfähigkeit und Fitness der Spieler des HSVH. Bis zu vier Mal die Woche begrüßt er Johannes Bitter, Casper Mortensen und Co. dafür im Kraftraum des Handball Sport Verein Hamburg. Hier arbeitet er mit jedem Spieler individuell an seiner Fitness – das zu absolvierende Programm ist dabei stets auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen abgestimmt: „Das Programm ist angepasst an die jeweiligen Schwachstellen der Jungs, so dass jeder einen individuellen Trainingsplan erhält, den er absolvieren muss“.
Belastung als Herausforderung
Die wichtigste Zeit für Winterhoffs Arbeit ist dabei sicherlich die Vorbereitung im Sommer und auch im Winter, wenn die Bundesliga aufgrund der internationalen Turniere pausiert. Im Trainingslager im Playitas Resort auf Fuerteventura brachte Winterhoff die Mannschaft ordentlich ins Schwitzen, egal ob im Wasser, im Kraftraum oder in der Halle. In der Vorbereitung wird der Grundstein für eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison gelegt. Mit der Sommervorbereitung in diesem Jahr ist Winterhoff im Großen und Ganzen zufrieden, wenngleich es selbstverständlich immer Luft nach oben gibt: „Wir haben im Playitas Resort perfekte Bedingungen für eine gute Vorbereitung vorgefunden, das hat meine Arbeit sehr leicht gemacht. Wir haben die Intensität in diesem Jahr bewusst etwas nach oben geschraubt und sind damit, meiner Meinung nach, größtenteils gut gefahren. Wir uns können uns aber selbstverständlich auch hier noch verbessern.“ Bis dato ist der HSVH ohne große Verletzungssorgen ausgekommen und Winterhoff ist zuversichtlich, dass das auch so bleibt. Das Krafttraining dient in erster Linie der Prävention vor Verletzungen, darauf liegt das Hauptaugenmerk. Als größte Herausforderung in diesem Jahr sieht Winterhoff vor allem die Belastungssteuerung innerhalb des leicht verkleinerten Kaders.
Als verantwortlicher Athletiktrainer ist der gelernte Sportwissenschaftler auch für die Reha der verletzten Spieler im Kader des HSVH verantwortlich. Hierbei steht Winterhoff im stetigen Austausch mit der medizinischen Abteilung um Physiotherapeut Matthias Bludau und Mannschaftsarzt Prof. Dr. Michael Hoffmann von Asklepios. Ein täglicher Austausch zwischen medizinischer Abteilung und Trainer-Team ist von elementarer Bedeutung für die Rückkehr jedes einzelnen lang- oder auch kurzfristig verletzten Spielers.
Der Weg zurück
HSVH-Torhüter Jens Vortmann zum Beispiel verletzte sich kurz vor Ende der Saison schwer und fällt monatelang aus. Der 34-Jährige riss sich im Abschlusstraining vor dem letzten Saisonspiel beim TBV Lemgo-Lippe die Achillessehne und durchläuft nun ein klar strukturiertes Reha-Programm, bis er wieder am Mannschaftstraining teilnehmen kann – stets angepasst an die persönlichen Bedürfnisse und den wöchentlichen Fortschritt innerhalb der Reha. Den Aufbau des Programms beschreibt Winterhoff wie folgt: „Generell beginnt jede Reha mit der Diagnose unseres Mannschaftsarztes, anschließend wird anhand dieser Diagnose die Ausfallzeit festgestellt. Der Sportler bekommt sofort physiotherapeutische Behandlung und wird nach der Entzündungsphase, welche die ersten 48 Stunden nach der Verletzung umfasst, in den gesunden Strukturen belastet. Einfach gesagt, verletzt sich jemand in den unteren Extremitäten, trainieren wir weiter die oberen Extremitäten.
Selbstverständlich ist das abhängig von der Schwere der Verletzung und muss individuell bewertet werden“. Der Weg zurück ist oft lang und nicht immer einfach – auch für Winterhoff selbst. In den vergangenen Jahren beim Handball Sport Verein Hamburg hat der 33-Jährige schon so manchen Spieler auf dem Weg zurückbegleitet und dabei auch in seiner Arbeit Rückschläge hinnehmen müssen. Im Fall von Dominik Axmann zum Beispiel wurde Winterhoff immer wieder neu auf den Prüfstand gestellt. Axmann verletzte sich im Jahr 2019 gleich zweimal am Mittelfuß und fiel anschließend lange aus. Im Mai 2021 brach die Verletzung erneut auf und zwang Axmann erneut zu einer langen Pause. Heute ist Axmann wieder fester Bestandteil der Mannschaft des HSVH, was auch Winterhoff glücklich macht: „Es ist schön zu sehen, dass Jungs wie Axel nach so langen Verletzungen wieder auf der Platte stehen. Das macht einen natürlich glücklich und ist ein Verdienst von uns allen – dem Trainer-Team, den Ärzten und Physios und vor allem natürlich von Axel selbst. Er hat nie aufgegeben, obwohl die mentale Belastung bei so einer langen Verletzungsgeschichte natürlich sehr hoch ist. Er hat sich nach jeder Verletzung zurückgekämpft und hat sich nie hängen lassen. Da kann ich nur meinen Hut vor ziehen.“
Fortschritt durch Technologie
Verletzungen, vor allem muskulärer Art ohne Einwirkung eines Gegenspielers, gilt es für Winterhoff durch Vorbeugung zu vermeiden. Dazu gehört die genaue Auswertung des Trainings, um Überbelastung der Spieler zu vermeiden. Denn: Zu hohe Belastungen begünstigen Verletzungen. Um die Belastung jedes einzelnen Spielers bestmöglich im Blick zu haben, arbeitet „Pipo“ seit der Saison 2021/22 auch mit Tracking- & Analyse-Tools von HSVH-Partner Catapult. Hiermit werden in jedem Training die Leistungsdaten aller Spieler aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Diese umfassen von der Laufleistung bis hin zur Herzfrequenz alle relevanten Daten zur Performance der Mannschaft von Trainer Torsten Jansen. Diese Werte geben Winterhoff Aufschluss über den Zustand der einzelnen Spieler und sind Grundlage für eine präzise Steuerung der Belastung: „Ich kann aufgrund der Zahlen sehen, wie intensiv belastet ein Spieler in den jeweiligen Übungsformen ist. Das heißt, dass wir Spieler, die viel Spielbelastung bekommen im Training so steuern können, dass sie beim nächsten Spiel wieder bei 100% sind. Da helfen uns die Daten von Catapult ungemein.“
Betrachtet man die Ausfallliste des Handball Sport Verein Hamburg kann Winterhoff mit seiner Arbeit zufrieden sein. Mit Jens Vortmann und Max Niemann fallen derzeit zwei Spieler mit langwierigen Verletzungen aus. Der Rest des Kaders ist fit und bereit eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison zu spielen – wohlwissend, dass jedes Training und jedes Spiel nur eine Momentaufnahme ist und man niemals aufhören darf, tagtäglich hart an sich zu arbeiten.