600. Bundesliga-Spiel: Historischer Meilenstein für Johannes Bitter

Seit 2002 spielt Johannes Bitter in der 1. Handball-Bundesliga. Nach dem Aufstieg mit dem Wilhelmshavener HV und einer Erstliga-Saison mit dem WHV, führte ihn sein Weg zum SC Magdeburg, anschließend zum HSV Handball und von da aus zum TVB Stuttgart. Seit der Saison 2021/22 steht der 40 Jahre alte Torhüter nun wieder in Hamburg zwischen den Pfosten. Gegen den VfL Gummersbach bestritt Bitter sein 600. Bundesliga-Spiel und zog damit in der ewigen Statistik mit Bundesliga-Legende Christian „Blacky“ Schwarzer gleich.

600

Bundesliga-Spiele

21

Saisons

175

Länderspiele

1

Weltmeister

1

Deutscher Meister

1

DHB-Pokalsieger

1

Champions-League-Sieger

1

EHF-Pokalsieger

Im zarten Alter von 20 debütierte Johannes „Jogi“ Bitter in der 1. Handball-Bundesliga. Am 08.09.2002, wenige Tage nach seinem 20. Geburtstag, gelang ihm mit dem frischgebackenen Aufsteiger Wilhelmshavener HV ein 21:19-Sieg über die HSG Nordhorn-Lingen. Zuvor hatte Bitter bereits drei Jahre in der 2. Handball-Bundesliga für die SG VTB Altjührden auf der Platte gestanden und bereits 1999 sein Profidebüt gegeben. 20 Jahre später absolvierte, der letzte aktive Weltmeister von 2007, sein 600. Spiel in der „stärksten Liga der Welt“ – eine Zahl, die selbst für Johannes Bitter schwer zu fassen ist: „Als ich vor knapp vier Jahren mein 500. Bundesliga-Spiel beim TVB Stuttgart gemacht habe, kam das sehr überraschend, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie viele Spiele ich bis dahin gemacht habe. Jetzt war mir irgendwie klar, dass das so langsam aber sicher anstehen könnte und es fühlt sich natürlich super an – auch wenn diese Zahl kaum greifbar ist“. Sein 500. Bundesliga-Spiel bestritt Bitter in Diensten des TVB Stuttgart am 01.11.2018. Damals gewann der TVB bei den Füchsen Berlin 30:25 und feierte einen wichtigen Auswärtssieg – zum 600. belohnten sich Bitter und der HSVH ebenfalls mit einem Sieg.

Gislason warf ihn ins kalte Wasser

In mehr als 20 Jahren erlebte er viele Höhen und Tiefen, da fällt es schwer, jeden wichtigen Sieg oder gar jede bittere Niederlage zu erinnern. Was ihm jedoch für immer in Erinnerung bleibt, sind die großen Erfolge, wie der Gewinn der Weltmeisterschaft 2007, die deutsche Meisterschaft mit dem HSV Handball 2011 oder der Gewinn der Champions League 2013. „Solche Ereignisse vergisst man in seinem Leben nicht mehr“, sagt Bitter und strahlt über das ganze Gesicht. Neben den großen Titelgewinnen ist es vor allem die Anfangsphase seiner Karriere, an die sich der 2,03 Meter große Torhüter immer gerne zurückerinnert: „Meine ersten Jahre in Wilhelmshaven mit meinen ersten Einsätzen in der Bundesliga, oder die sehr verrückten Jahre in Magdeburg, wo ich unter Alfred Gislason sehr viel gelernt habe. Er hat mich damals einfach ins kalte Wasser geworfen und mir von Anfang an viel Spielzeit gegeben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und kann davon noch heute profitieren“.

Nach seiner Zeit beim SCM schloss sich Bitter 2007 dem HSV Handball an und gewann in seiner ersten Zeit in Hamburg fünf Titel: den DHB-Supercup 2009 und 2010, den DHB-Pokal 2010, die Meisterschaft 2011 und als Krönung die Champions League 2013. Eine erfolgreiche Zeit, die mit der Insolvenz des HSV ein verfrühtes Ende fand und Bitter zu einem weiteren Wechsel zwang. Im Winter 2016 wechselte der Torhüter zum TVB Stuttgart und hütete von da an fünf Jahre lang das Tor der Schwaben. Im Sommer 2021 dann ging es zurück nach Hamburg. Sein erstes Spiel für den neugestarteten HSVH ist Bitter ebenfalls in bester Erinnerung: „Nach Hamburg zurückzukehren und das erste Mal wieder in die Barclays Arena einzulaufen war ein sehr besonderes Gefühl. Dazu haben wir in der letzten Saison einige tolle Siege gefeiert und wollen auch in diesem Jahr als Mannschaft erfolgreich sein.“

Der unangenehmste Gegenspieler

Trennt man den neuen HSVH vom alten HSV, ist sein jetziger Klub der fünfte Verein, für den Bitter in der Bundesliga auf der Platte steht. Bei seinen Stationen in Magdeburg, Stuttgart oder Hamburg hat Bitter mit so ziemlich jedem Star der LIQUI MOLY HBL entweder zusammengespielt oder zumindest gegen ihn auf der Platte gestanden. Mit Torsten Jansen und Blazenko Lackovic bilden zwei ehemalige Mitspieler und Stars der „stärksten Liga der Welt“ aktuell das Trainer-Duo des HSVH und sind noch heute Wegbegleiter von Johannes Bitter.

In dieser langen Zeit in der Bundesliga waren auch immer wieder Gegenspieler dabei, die für ihn als Torhüter eine besondere Herausforderung waren. Als unangenehmsten Gegenspieler nennt der 175-fache deutsche Nationalspieler allerdings einen ehemaligen Mitspieler des HSV Handball: „Oscar Carlen war ein Spieler, der für mich als Torhüter unfassbar unangenehm war. Sein Wurf kam immer wie ein Stein aufs Tor und hat unfassbar wehgetan. Sehr schade, dass er nur so kurz in der Bundesliga gespielt hat“.

Der 600er-Club der HBL

600 Einsätze in der LIQUI MOLY HBL haben vor Bitter lediglich drei weitere Spieler bestritten: Carsten Lichtlein, Jan Holpert und Christian Schwarzer. Durch seinen 600. Einsatz zieht Bitter in der ewigen Statistik mit Christian „Blacky“ Schwarzer gleich, der gemeinsam mit Bitter 2007 Handball-Weltmeister wurde:

„Sorry Blacky, tut mir leid! Du hast es vorgezogen zwischendurch nochmal nach Spanien zu wechseln, deswegen fehlen dir jetzt ein paar Spiele. Nein, Spaß beiseite. Es ist eine große Ehre für mich, jetzt mit solchen Namen da oben zu stehen und ich bin selbstverständlich stolz, das erreicht zu haben“.

Bitter ist zudem der einzige noch aktive Spieler der Weltmeister-Mannschaft von 2007.

Auf Platz 2 der Statistik steht mit 625 Einsätzen Torwart-Legende Jan Holpert, den Bitter noch in dieser Saison ebenfalls einholen kann. Unangefochten auf Platz 1 thront ein weiterer Torhüter: Carsten Lichtlein hütete über 22 Jahre das Tor in der Bundesliga und kommt auf sage und schreibe 712 Einsätze, hat seine Karriere im vergangenen Sommer aber im Alter von 41 Jahren beendet. Ob Bitter Platz 1 noch erobern kann, stellt der ehemalige Nationalspieler dabei selbst in Frage: „Um Lütti einzuholen, müsste ich noch fast vier Jahre spielen. Ob das wirklich passieren wird, ist vollkommen unklar, aber in diesem Moment auch gar nicht relevant. Ich bin nicht angetreten, um diesen Rekord zu knacken, sondern um mit meiner Mannschaft etwas zu bewegen und als Team erfolgreich zu sein. Und sollte das irgendwann nicht mehr funktionieren und mir fehlen dann noch fünf Spiele, ist das auch in Ordnung und ich widme mich anderen Aufgaben. Aber ein paar Spiele dürfen definitiv noch dazukommen“.

Der einzige weitere aktive Spieler, der bereits mehr als 500 Spiele absolviert hat und Bitter noch einholen könnte, ist übrigens Bitters langjähriger Nationalmannschafts-Kollege Silvio Heinevetter. Heinevetter hat momentan 568 Spiele (Stand: 19.10.2022) absolviert und könnte Bitter möglicherweise noch von Platz drei der Allzeit-HBL-Statistik verdrängen – je nachdem, wie lange er und Bitter jeweils noch spielen. Mit „erst“ 37 Jahren ist Heinevetter drei Jahre jünger als Bitter und hat aktuell er einen Vertrag beim TVB Stuttgart bis Sommer 2024.

HSV-Insolvenz kostet Bitter 20 Spiele

Auch wenn Bitter auf dem Papier und ganz offiziell an diesem Sonntag Bundesliga-Spiel Nummer 600 absolviert, hat er eigentlich sogar noch mehr Bundesliga-Erfahrung vorzuweisen. In der Saison 2015/16, als der HSV Handball im Winter Insolvenz anmelden musste und vom Spielbetrieb abgemeldet wurde, stand Bitter in allen 20 Spielen, die bis dahin absolviert waren, zwischen den Pfosten. Doch da die Handball-Bundesliga diese Spiele nach dem Lizenzentzug nachträglich annuliert hat, wurden diese Spiele auch aus Bitters persönlicher Spielstatistik gestrichen. So hat er in der Saison 2015/16 nur 13 Spiele absolviert, die auch in seine Statistik zählen – und zwar in der Rückserie nach seinem Wechsel zum TVB Stuttgart.

Die Annulierung der 20 HSV-Spiele hat für seine Karriere-Statistik aber auch einen kleinen positiven Nebeneffekt: Die einzige Rote Karte seiner Karriere sah er nämlich in einer dieser 20 Partien, als er am 11. Spieltag 2015/16 gegen den Bergischen HC außerhalb seines Torraums mit BHC-Rechtsaußen Arnor Gunnarsson kollidierte und vom Schiedsrichter-Duo vom Feld geschickt wurde. Aufgrund der Annullierung taucht diese Rote Karte nun nicht mehr auf.

Voller Fokus auf HSVH

Auch wenn Bitter sich natürlich über seinen Meilenstein freut, ist ihm die Zahl momentan nicht wichtig und er behält vor allem seine aktuelle Aufgabe im Blick. Und die heißt Handball Sport Verein Hamburg und hat für ihn allerhöchste Priorität. Denn auch nach mehr als 20 Jahren auf allerhöchstem Niveau hat Bitter noch nicht genug, möchte mit seiner Mannschaft weiterhin jeden Tag das Maximum rausholen, weiter viel Spaß am Handball haben und vor allem Spiele gewinnen.

Seine persönlichen Ziele hat der Champions-League-Sieger von 2013 dabei klar definiert: „Ich habe in den bisherigen 599 Spielen unglaublich wenig Tore geworfen (11 Tore, Anm. d. Red.). Dem werde ich mich in der nächsten Zeit intensiv widmen und habe da in den letzten Spielen ja auch schon mit angefangen“, erklärt Bitter lachend. Ansonsten wünscht sich der Routinier in den Reihen des Handball Sport Verein Hamburg vor allem viel Gesundheit und keine Verletzungen, die ihn noch einmal lange außer Gefecht setzen. Vielleicht greift er dann ja doch noch an, um Lichtlein in ein paar Jahren vom Rekordspieler-Thron zu stoßen.

600

Bundesliga-Spiele

21

Saisons

175

Länderspiele

1

Weltmeister

1

Deutscher Meister

1

DHB-Pokalsieger

1

Champions-League-Sieger

1

EHF-Pokalsieger