Dänen-Power in Hamburg

Die Sommerpause ist vorbei und der Handball Sport Verein Hamburg spielt seine zweite Spielzeit in der LIQUI MOLY HBL. Mit dabei sind in diesem Jahr gleich vier Dänen: Casper Mortensen, Jacob Lassen, Frederik Bo Andersen und Andreas Magaard.

Der Weltmeister

Casper Mortensen wechselte bereits zur vergangenen Saison vom FC Barcelona in die Hanse- stadt und geht in seine zweite Spielzeit beim HSVH. Der sympathische 32-Jährige avancierte bereits in der vergangenen Saison zum besten Torschützen der Mannschaft von Trainer Torsten Jansen – 206 Saisontreffer katapultierten den dänischen Weltmeister auf Platz 4 der Tor- schützenliste der „stärksten Liga der Welt“. Auch in diesem Jahr soll Mortensen der Hamburger Mannschaft mit seiner Erfahrung weiterhelfen und vor allem wieder für viele einfache Tore sorgen, ob per Gegenstoß oder per Siebenmeter. Ob das seine großen Stärken sind? „Ich bin nicht gut darin über mich und meine Stärken zu sprechen. Ich gebe immer mein Bestes, das zählt. Den Rest sollen andere Leute bewerten“.

In der vergangenen Spielzeit stand Mortensen in allen 34 Bundesliga-Spielen für den HSVH auf der Platte, die Saison 2022/23 ist für den Olympia- Sieger von 2016 die insgesamt fünfte Spielzeit in der LIQUI MOLY HBL, doch Mortensen hat noch lange nicht genug: „Ich bin erst 32, ich bin noch immer sehr motiviert und will so lange Handball spielen wie möglich. Meine Motivation ist jeden Tag sehr hoch und ich kann mich immer weiter verbessern. Es macht weiterhin großen Spaß, mit den Jungs auf der Platte zu stehen. Wenn ich irgendwann nicht mehr jeden Tag motiviert bin und dazu lernen will, dann reicht es vielleicht“.

Als Dänen-Ältester steht Mortensen seinen jüngeren Kollegen stets mit Rat und Tat zur Seite. Sowohl auf als auch neben der Platte versucht der erfahrene Linksaußen viel an die Jüngeren weiterzugeben: „Das Wichtigste ist, immer hart zu arbeiten, jeden Tag 110% zu ge- ben und dann haben die drei das Potenzial, viel zu erreichen“. Doch auch der Weltmeister lernt stetig weiter dazu: „Wir sind alle vier sehr verschiedene Typen. Wir können alle voneinander lernen wenn wir zusammen sind. Man lernt nie aus“. Die Saison 2022/23 wird für den HSVH sicher- lich keine leichte. „Die zweite Saison ist immer schwieriger als direkt nach dem Aufstieg“, sagt Mortensen. Doch eins ist sicher, er und seine dänischen und nicht-dänischen Kollegen werden alles geben auch in diesem Jahr frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern.

Der Besonnene

Auch Frederik Bo Andersen verstärkte den HSVH zu Beginn der vergangenen Spielzeit, als er von GOG Handball den Weg in die Hansestadt fand – seine erste Station im Ausland. Nach einem Jahr in Hamburg findet sich der 24-Jährige immer besser zurecht und auch die Sprachbarriere ist inzwischen gefallen. Andersen ist in Hamburg angekommen: „Ich bin zufrieden mit meiner ersten Saison hier, aber da ist natürlich noch viel Luft nach oben. Grade bei den Würfen von außen muss ich noch besser werden, aber ich werde hart arbeiten und alles dafür geben, unsere Ziele als Team zu erreichen“. Doch auch in der gesamten Mannschaft sieht Andersen noch viel Potential. „Die Mischung der Mannschaft stimmt, wir haben viele erfahrene Spieler wie Casper, Jogi und Schimmel und dann viele junge Spieler, die am Anfang ihrer Karriere stehen wie Andreas, Leif, Dani und mich. Ich glaube, dass wir eine gute Chance haben, uns in der Bundesliga zu behaupten“, sagt der 24-Jährige.

Andersen ist ein ruhiger Zeitgenosse, ein besonnener Typ – keiner der großen Worte oder lauten Ansprache. Das ist nicht seine Art, wie er selbst zugibt: „Ich war schon immer etwas ruhiger, das stimmt, aber wenn ich Leute besser kennenlerne, ändert sich das. So bin ich einfach“. Seine Gelassenheit zeigt sich auch auf dem Feld, Andersen schließt stets überlegt ab und beobachtet den Torhüter. Sein Wurfrepertoire ist gut gefüllt, er beherrscht viele Varianten und weiß die gegnerischen Torhüter zu verladen. Unüberlegte oder schlecht vorbereite Würfe versucht der junge Däne zu vermeiden: „Wie die meisten Außen lebe ich von meiner Schnelligkeit und meiner Sprungkraft, das ist meine Stärke. Ich glaube, dass ich in der Defensive noch viel dazulernen kann. Ich habe viel mit Toto darüber gesprochen, weil er ein Weltklasse-Außen war, der auch sehr gut Abwehr spielen konnte. Er hilft mir da sehr viel“.

Der neue Mitbewohner

An Frederik Bo Andersens Seite findet sich seit dem Sommer ein Mitbewohner wieder. Andreas Magaard wechselte von Nordsjaelland an die Elbe und soll am Kreis die Lücke schließen, die das Karriereende von Manuel Späth hinterlassen hat. In Hamburg bezog der junge Kreisläufer eine WG mit seinem guten Freund Frederik Bo Andersen: „Wir kennen uns seit über sechs Jahren und sind zusammen zur Schule gegangen, als ich hier unterschrieben habe, war klar, dass wir zusammenziehen. Bo hat mir von Anfang an viel geholfen, genau wie Casper. Es ist gut, sofort ein paar Jungs hier zu haben, die sich schon auskennen und Bescheid wissen. Wir lernen viel voneinander“.

Auf dem Feld überzeugt Magaard vor allem durch seine Abschlussstärke und körperliche Präsenz in der Defensive. Der junge Kreisläufer ist beweglich, hat ein gutes Auge für den freien Raum und schafft so Platz für seine Mitspieler. Seine Rolle beschreibt der 23-Jährige wie folgt: „Als Kreisläufer ist es nicht immer wichtig viele Tore zu machen, man muss oft richtig stehen und seinen Mitspielern so Platz verschaffen. Wenn die Abstimmung mit den Rückraumspielern dann noch sehr gut ist, kann man eine sehr wichtige Rolle einnehmen und genau das möchte ich erreichen.“

In der neugegründeten Dänen-WG in Eppendorf ist Magaard für das Essen verantwortlich. „Andreas ist der bessere Koch, also muss ich den Abwasch machen“, gesteht Frederik Bo Andersen. Die beiden verstehen sich, sowohl auf als auch abseits des Handballfeldes. Wenn man sich bereits so eine lange Zeit kennt, weiß man, wann man den anderen in Ruhe lassen muss und wann nicht.

Der Gelassene

Im rechten Rückraum kommt in der neuen Saison der dänische Nationalspieler Jacob Lassen zum Einsatz. Der 26-Jährige ersetzt Jan Forstbauer, der den HSVH in Richtung Stuttgart verlassen hat. Dass Lassen diese Lücke schließen kann, hat er bereits in der Vorbereitung unter Beweis gestellt. Jetzt gilt es, die Qualität auch Woche für Woche in der Bundesliga aufs Parkett zu bringen. Der Linkshänder ist sicher, dass seine Mann- schaft ihn dabei bestmöglich unterstützen wird: „Die Jungs helfen mir, wo sie können, auf dem Feld sind es vor allem unsere Spielmacher Leif und Dani mit denen ich mich gut verstehen muss, mit den beiden spreche ich viel. Insgesamt ist die Stimmung im Team sehr gut, aber wir müssen noch an vielen Sachen arbeiten, das braucht Zeit.“

In der vergangenen Saison in der dänischen 1. Liga überzeugte der 1,97m große Rückraumspieler vor allem durch seine Abschlussstärke und das Auge für seine Mitspieler. 167 Treffer erzielt der dänische Nationalspieler – bei einer überragenden Abschlussquote von rund 70%. Zum Vergleich: In der Bundesliga konnte in der abgelau- fenen Saison Magdeburgs Omar Ingi Magnusson eine ähnliche Abschlussquote aus dem Rückraum aufweisen. Aufgrund seiner starken Leistungen debütierte Lassen 2021 auch für die dänische Nationalmannschaft, was ohne Frage eine große Ehre für ihn war: „Für sein Heimatland auflaufen zu dürfen, ist für jeden Spieler ein großes Ziel. Ich bin sehr stolz, dass ich dieses Ziel schon erreicht habe, wenngleich ich meine Leistungen natürlich bestätigen möchte, um wieder für Dänemark auf dem Feld zu stehen“.

Neben seiner Torgefahr brillierte Lassen in der dänischen Liga auch als Vorlagengeber – 165 Assists in 37 Spielen standen dort in der letzten Saison für ihn zu Buche. Beim HSVH möchte der 26-Jährige noch weiter an seinen Fähigkeiten als Vorbereiter arbeiten und seine Kollegen in Zukunft noch besser in Szene setzen. „In der Vorbereitung haben wir das schon ganz gut gemacht, aber es wird nicht leicht in der Bundesliga. Wir müssen in jedem Spiel alles geben, damit wir eine Chance haben.“