Leif Tissier verlässt den HSVH zum Saisonende und wechselt nach Hannover

Mit der „schwierigsten Entscheidung meines Lebens“ hat sich Spielmacher Leif Tissier gegen eine Vertragsverlängerung in Hamburg entschieden. Der 24-Jährige wird nach Ablauf der Saison zur TSV Hannover-Burgdorf wechseln und will nach zehn Jahren im HSVH-Trikot den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen.

Der Handball Sport Verein Hamburg muss sich nach der laufenden Saison von Spielmacher Leif Tissier verabschieden. Tissier wird den Verein im kommenden Sommer verlassen und sich dem Ligakonkurrenten TSV Hannover-Burgdorf anschließen. Der 24-Jährige gebürtige Hamburger war bereits in der Jugend für den HSVH aktiv war und feierte noch zu Drittliga-Zeiten mit 17 Jahren sein Debüt in der Profi-Mannschaft unter Trainer Torsten Jansen.

Nun hat sich Tissier für eine neue Herausforderung entschieden. „Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es für mich jetzt an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu gehen und auch mal rauszukommen aus Hamburg“, sagt der Spielmacher und ergänzt: „Es war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, zu sagen, dass ich gehen möchte, weil ich für das Vertrauen und all die Wertschätzung, die mir hier entgegengebracht wurde, wirklich sehr dankbar bin.“

Im Notizbuch von Bundestrainer Gislason

Beim HSVH hat sich Tissier durch starke Leistungen auf dem Feld und seinen tadellosen Charakter in den vergangenen acht Spielzeiten zum Co-Kapitän hochgearbeitet. Hinter Niklas Weller ist er gemeinsam mit Dominik Axmann der dienstälteste Profi des HSVH. Nach seinem Debüt in der 3. Liga hat er den Weg durch die 2. Liga bis hin in die DAIKIN HBL mitgemacht und hat sich immer wieder an die gestiegenen Anforderungen angepasst. So sehr, dass er es in seiner vierten Erstliga-Saison auf den Zettel von Bundestrainer Alfred Gislason geschafft hat und er im 35-WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft steht.

Und Hannover war nicht der einzige Bundesliga-Top-Klub, der versucht hat, Tissier für die kommende Saison zu verpflichten. Schließlich zählt der Rechtshänder auch in der laufenden Saison zu den auffälligsten Spielern des HSVH und konnte bereits 70 Toren und 43 Assists verbuchen. Durch seine starken Leistungen hat er das Interesse mehrerer großer Vereine auf sich gezogen.

Bereits zu seiner Jugendzeit beim HSVH, zu dem er 2015 vom AMTV wechselte, hat er mit Trainer Torsten Jansen zusammengearbeitet, bevor dieser im März 2017 vom U19- zum Profi-Coach aufstieg. „Leif ist einen beeindruckenden Weg gegangen und hat sich immer wieder den veränderten Bedingungen und an das nächsthöhere Level angepasst“, sagt Jansen, der Tissier stets viel Freiraum ließ, den der Spielmacher erfolgreich für seine Entwicklung nutzte. „Ich wünsche ihm für den nächsten Schritt auf jeden Fall viel Erfolg und alles Gute und drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er seinen Weg so erfolgreich wie bisher weitergehen wird. Wir freuen uns, dass wir ihn jetzt noch für den Rest der Saison bei uns haben und wollen in dieser Zeit noch gemeinsam möglichst viele Punkte holen“, ergänzte Jansen, der Tissier natürlich gerne weiterhin in seinem Team gesehen hätte.

Insgesamt hat Tissier bis dato 224 Ligaspiele für den HSVH absolviert und dabei 715 Tore erzielt.

Raus aus der eigenen Komfortzone

„Es hat mich sehr gefreut, dass man hier in Hamburg langfristig mit mir verlängern wollte, aber ich glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist und ich in genau dem Alter bin, dass ich mal aus meiner Komfortzone herauskommen möchte. Einerseits, um mich sportlich weiterzuentwickeln und andererseits, um auch mal etwas Neues zu erleben“, sagt Tissier, der mit Nachdruck betont, dass es keine Entscheidung gegen Hamburg und den HSVH war, sondern für einen Tapetenwechsel: „Das Einfachste wäre gewesen, dass ich einfach sage, dass ich hier bleibe. Es gab sehr viele Argumente dafür. Aber ich wollte mir jetzt eine neue Challenge stellen und etwas Neues probieren.“

Sein neuer Klub, die TSV Hannover-Burgdorf, die momentan verstärkt auf junge, deutsche Spieler setzt und zur Spitzengruppe der Bundesliga gehört, konnte dem Hamburger Jung eine sehr reizvolle Perspektive in Aussicht stellen.

Auch wenn die Konkurrenz namhaft war und Tissier viele Begehrlichkeiten geweckt hatte, hat der neue HSVH-Sportdirektor Johannes Bitter bis zuletzt um dessen Verbleib gekämpft. „Leif hat sich bei uns im Verein zu einem Spieler entwickelt, mit dem sich jetzt auch die ganz Großen beschäftigt haben. Das ist eine enorme Auszeichnung für ihn, aber auch für uns. Wir haben im Rahmen unserer derzeitigen Möglichkeiten alles probiert, um ihn von unserem Weg zu überzeugen und ihn langfristig bei uns zu behalten“, sagt Bitter, der den Abgang des langjährigen Spielmachers natürlich bedauert, sich in seiner Rolle als Sportdirektor mit Blick auf die Personalplanung aber schon auf dieses Szenario vorbereitet hat.

„Können Leif diese Entscheidung nicht verübeln“

Auf der persönlichen Ebene kann Bitter aber nachvollziehen, dass sein ehemaliger Mitspieler sich nach fast zehn Jahren beim HSVH und einem ganzen Leben in der gleichen Stadt nun mit Mitte 20 eine Veränderung wünscht. „Auch wenn wir die Leidtragenden sind, glaube ich, dass wir Leif diese Entscheidung nicht verübeln können und seine Beweggründe absolut verständlich sind. Deshalb gehen wir im absolut Guten auseinander, hatten faire und offene Gespräche und hoffen für ihn, dass er sich durch diesen Schritt vielleicht sogar den Traum von der Nationalmannschaft erfüllen kann. Die Tür bei uns bleibt für ihn natürlich immer offen und häufig genug sieht man sich ja zweimal im Leben“, erklärt Bitter.

Auch wenn Tissiers Leistungen in den letzten Wochen zu keinem Zeitpunkt darunter gelitten haben, waren alle Parteien daran interessiert, zügig Nägel mit Köpfen zu machen: „Die Entscheidung war brutal schwer, aber ich bin froh, dass es jetzt durch ist“, zeigt sich Tissier erleichtert.