Kapitän & Interims-Trainer: Ossenkopp geht voran

Er ist nicht nur Kapitän der Herren-Mannschaft des Handball Sport Verein Hamburg, sondern seit Mitte dieser Saison auch Co-Trainer der U19. Bei den angehenden Qualifikationsspielen ist Lukas Ossenkopp sogar hauptverantwortlich für die Geschicke des Teams.

Lukas Ossenkopp kommt über die Emotionalität – das zeichnet den Kapitän und Toptorjäger (147 Tore) des Handball Sport Verein Hamburg aus. Der 26 Jahre alte Rückraumspieler führt sein Team und geht voran, auch wenn er aktuell nur gehandicappt eingreifen kann. Eine Verletzung an der linken Hand schränkt ihn seit einigen Wochen ein. Ossenkopp stellt sich aber voll in den Dienst der Mannschaft: Er steht Trainer Torsten Jansen trotz der Handblessur weiterhin zur Verfügung und ist bereit, wenn er benötigt wird. Nur in der Defensive ist die kaputte Hand eine zu große Behinderung, so dass Trainer Jansen hier auf die Nummer 14 verzichten muss. Beim Auswärtsspiel in Dormagen steuerte Ossenkopp beispielsweise trotz geringer Spielzeit vier Tore bei vier Würfen (100%) bei, in der Crunchtime gegen Aue erzielte er von der Bank kommend ein immens wichtiges Siebenmeter-Tor – sein Team kann auf ihn zählen.
Ossenkopp überzeugt auch in der aktuellen Saison von der Linie: Mit 83 Prozent getroffener Siebenmeter (66 Tore) gehört er aus der Riege der regelmäßigen Siebenmeter-Schützen zu den treffsichersten in der 2. Handball-Bundesliga. Er hat die fünftbeste Trefferquote aller Spieler mit mehr als 50 Siebenmeter-Toren.
Ob auf dem Feld oder von der Bank: Ossenkopp pusht sein Team und hängt sich emotional rein, um das Saisonziel an den letzten Spieltagen zu erreichen.

Interims-Cheftrainer bei der U19

Ein Saisonfinale hat Ossenkopp dabei schon hinter sich gebracht, auch wenn dies keinen glücklichen Ausgang hatte: „Die Jungs haben wirklich sehr gut gespielt“, befand Ossenkopp in seiner Rolle als Co-Trainer der U19, „wir haben den Meister an den Rand einer Niederlage gezwungen”. Dennoch war die U19 am letzten Spieltag unterlegen. Ein Punkt war es am Ende, der dem HSVH zur direkten Qualifikation zur A-Jugend-Bundesliga in der kommenden Saison fehlte. Nach der knappen 32:31-Auswärtsniederlage bei der SG Flensburg-Handewitt im letzten Spiel der Saison heißt es jetzt: Mund abwischen, weitermachen, Quali spielen.
Bei dieser Qualifikation wird Lukas Ossenkopp zum ersten Mal als Chef-Trainer an der Seitenlinie der U19 stehen und die Hauptverantwortung für das Spiel der jungen Hamburger haben.
Ein rasanter Aufstieg, nachdem der Kapitän der HSVH-Herren erst zur Mitte der laufenden Saison zum Trainerteam der A-Jugend- Bundesliga-Mannschaft dazu gestoßen war. „Ich wollte unbedingt wieder einen Trainerjob übernehmen, dass ich dann gleich bei der U19 mitwirken durfte, hat mich sehr gefreut, da es natürlich die spannendste Aufgabe im Jugendhandball ist”, sagt der gebürtige Lüneburger und fügt hinzu, „mich hat diese Aufgabe von Anfang an gereizt, da man den Jungs natürlich nicht mehr die Handball-Grundlagen beibringen muss, sondern direkt taktisch sehr tief mit ihnen arbeiten kann. Das liegt mir gut und macht am meisten Spaß.”

In den nächsten Wochen wird Ossenkopp natürlich sehr viel mit seinen Jungs trainieren und reden: „Wir haben jetzt zur Quali hin ein paar Spieler die uns in den Herren-Bereich verlassen und einige, die neu aus der unteren Jugend dazustoßen. Da müssen sich natürlich alle ein wenig finden und dann wird hart gearbeitet”, so Ossenkopp. Für ihn ist klar: „Die Quali steht über allem!” Auch emotional kann der 26-Jährige ein Faktor an der Seitenline werden.

Leader und Leitwolf

Als Leitwolf des Herren-Teams geht Lukas Ossenkopp nicht nur als bester Torschütze seiner Mannschaft voran, sondern pusht immer wieder seine Team-Kameraden und die Zuschauer in neue emotionale Höhen. Auch auf der Trainerbank kann der Rechtshänder ab und zu mal laut werden: „Ich erwische mich auch auf der Bank dabei, mal etwas lauter zu sein. Das bleibt nicht aus, wenn man mit Emotionen dabei ist. Dennoch versuche ich natürlich, in den hektischen Phasen eine gewisse Ruhe auszustrahlen.”

Auf die Frage, als welchen Trainertypen er sich selber bezeichnen würde, hat der heutige Hamburger noch keine eindeutige Antwort: „Puh… Ich denke, welcher Typ Trainer man ist, kristallisiert sich über die Jahre heraus und hat viel mit gemachten Erfahrungen zu tun. Im Training gucke ich mir die Jungs und ihre Bewegungen immer genau an und versuche dann, Einzelheiten punktuell anzusprechen und zu verbessern. Im Spiel ist es mir wichtig, trotz aller Emotionalität einen kühlen Kopf zu bewahren. Das will ich in Zukunft auch so beibehalten und natürlich stetig verbessern.“

Minijob beim Eis- und Rollsportverein

Um auch privat einen kühlen Kopf zu bewahren, nimmt Ossenkopp sich an den wenigen trainingsfreien Tagen gerne mal eine Auszeit. „Kurztrips mit meiner Frau stehen sehr hoch im Kurs. Aber auch der Staffel-Start von Game of Thrones fesselt mich natürlich.” Auch ein Minijob als Geschäftsstellen-Leiter beim Eis- und Rollsportverein hält Ossenkopp auf Trab: „Ich wollte gerne noch einen Minijob als Ausgleich zum Handball haben. Über unser Aufsichtsrat-Mitglied Sven Hielscher habe ich dann Kontakt zum Eis- und Rollsportverein bekommen und mich beworben. Es ist etwas ganz anderes als Handball. Ich arbeite dort viel mit Zahlen und kümmere mich um die Organisation. Das ist ein guter Kontrast zum Alltag im Handball.”
Doch eine kleine Verbindung zum Handball gibt es dann doch: „Ich arbeite mit der ehemaligen Mathe-Lehrerin von Kevin Herbst zusammen. Die hat einige Geschichten zu erzählen”, sagt Ossenkopp vielsagend und lacht.